Gespräch zwischen T.K.V. Desikachar und R.Sriram aus dem Buch:
Von der Erkenntnis zur Befreiung
Wie können Sanskāras, die erworbenen Neigungen, in Schach gehalten
werden?
»Alte Gewohnheiten werden nur dann wachgerufen, wenn wir unruhig sind,
große Erwartungen haben und in einer Situation stehen, die die ungünstigen
Erinnerungen oder Assoziationen stimulieren. Wenn wir wach bleiben oder
keine Erwartungshaltung einnehmen oder Situationen vermeiden, die uns
mit alten Neigungen in Verbindung bringen, können wir die Wirkung der
Sanskāras einigermaßen in Schach halten (Yogasutra 4.11).«
Was sagt der Begriff Viniyoga aus? Handelt es sich dabei um einen Stil
des Yoga?
»Viniyoga bedeutet ›spezielle Anwendung‹. Wir können die Übung nur auf
eine uns passende Weise anwenden und dabei schrittweise vorgehen. Es handelt
sich nicht um einen Stil von Yoga (Yogasutra 3.6).«
Ist Pratyāhāra ein übbares Glied des Yoga?
»Im Yogasutra zählt es zu den äußeren Gliedern des Übungsweges, also ist es
übbar. Wir können und dürfen den Atem lenken, so auch unsere Sinne. Sonst
entscheidet unsere Umgebung für uns, welche Richtung die Sinne nehmen
(Yogasutra 2.54).«
Was ist der Unterschied zwischen Dhyānam und Samādhi?
»Das Dranbleiben (abhysa) ist wichtig bei Dhyānam, der Meditation. Bei
Samadhi jedoch ist das Loslassen (vairagya) wichtiger. Dhyanam können wir
mit dem Willen zum Üben lenken, Sam^dhi müssen wir dann geschehen las-
sen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass ohne das Dranbleiben das Loslassen
keinen Sinn ergibt (Yogasutras 1.12–1.15 und 3.2–3.3).«
Was sind die Faktoren, die Wandel einleiten? Was ist Dharma, was
ist Laksana, was ist Avasthā?
»Zeit bringt Änderung, was uns oft von Problemen löst. Das ist Avastha-
pariama. Manchmal müssen wir vieles tun, um eine deutliche Veränderung
herbeizuführen (Laksanapariama). Ein grundlegender Wandel ergibt sich
jedoch nur, wenn wir ihn in allen Hinsichten anbahnen (Yogasutra 3.13– 3.15).«
Ist unser Geist ewig oder sehr kurzlebig?
»Die Permanenz des Geistes ist darin zu finden, dass er sich permanent wandelt.«
„Verschiedene Menschen brauchen verschiedene Asana“